Mittelstand in Bayern
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Die Gründungslandschaft in Deutschland wird vielfältiger

Der deutsche Mittelstand wird dynamischer – immer mehr Menschen gründen in Deutschland ein Unternehmen, oder sind bereits Unternehmer. Das zeigt der aktuelle Länderbericht Deutschlands des „Global Entrepreneurship Monitor 2022/23“, welcher in Kooperation mit dem RKW-Kompetenzzentrum und der Leibnitz Universität Hannover entstanden ist. Ziel der Studie war es, die Entwicklung der Gründungslandschaft in Deutschland in dem Zeitraum von 2019 bis Mitte 2022 zu untersuchen.

Nach einem starken Einbruch aufgrund der Corona-Pandemie, verzeichnete die Quote im Jahr 2022 mit 9,1 Prozent einen Rekord und ist damit der höchste gemessene Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1999. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland ebenfalls gut ab und liegt über dem Mittel der Gründungsaktivitäten aller verglichenen Länder.

Wer gründet besonders gerne?

Ebenfalls zeigt sich: Gründerinnen und Gründer werden immer jünger. Die Gruppe der 18- bis 24-jährigen ist fast viermal so groß wie die Gruppe der 55- bis 64-jährigen.

Die Anzahl der Gründungsaktivitäten ist zwar gestiegen, weiterhin unverändert bleibt jedoch die sogenannte „Gendergap“. Im Jahr 2022 gründeten Frauen seltener ein Unternehmen als Männer. Dabei ist auffällig, dass Frauen nur zu 40 Prozent im Vollerwerb und dafür häufiger im Nebenerwerb gründen. Das steht im Gegensatz zu den Männern: Hier liegt der Vollerwerbsanteil bei 65 Prozent.

Knapp 27 Prozent der Gründerinnen und Gründer in Deutschland sind Menschen mit Migrationshintergrund und tragen mit diesem hohen Anteil wesentlich zur Entwicklung bei. Gründende mit Einwanderungsgeschichte kommen häufig aus der Türkei, Russland oder Polen. Im Vergleich zu Unternehmen, die von Einheimischen gegründet wurden, ist diese Gruppe durch ein niedrigeres Einkommen, höhere Exportanteile und eine niedrige Technologie-Orientierung gekennzeichnet.

Geringe Gründungsanteile in der Technologie-Orientierung und Wachstumserwartung

Jede Art von Gründung kann ökonomische Effekte haben, besonders jedoch Gründungen von Unternehmen mit hoher Technologie-Intensität schaffen Fortschrittsimpulse. In der Studie werden die Gründer befragt, in welcher Branche das neue Unternehmen tätig ist. Dann wird das Unternehmen einer der beiden Kategorien der Technologie-Intensität „Mediumtech“ oder „Hightech“ zugeordnet. In Deutschland gaben nur 3 von 1.000 Befragten an, in einem dieser beiden Bereiche tätig zu sein.

Besonders wichtig und von hoher regionaler sowie volkswirtschaftlicher Relevanz sind des weiteren Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen. In Deutschland planten im vergangenen Jahr wenige Unternehmer eine wachstumsstarke Gründung oder erwarteten ein hohes Wachstum an Beschäftigten in einem bereits gegründeten Unternehmen. Der Anteil liegt hier bei knapp 0,4 Prozent. Damit muss sich Deutschland im internationalen Vergleich sowohl in der Technologie-Orientierung als auch in der Wachstumserwartung auf den hinteren Rängen einreihen.

Zum einen spielen wirtschaftliche und ökonomische Faktoren eine Rolle: Einige gründen selbst ein Unternehmen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, weil Arbeitsplätze selten sind. Andere möchten großen Wohlstand erlangen oder ein sehr hohes Einkommen erreichen. In Deutschland dominiert das Motiv „eine Familientradition fortführen“, was sich darauf zurückführen lässt, dass der Mittelstand in Deutschland stark ausgeprägt ist.

Gründungsstandort Deutschland: Stärken und Schwächen

Zu den Motiven, die Gründende dazu bewegen in Deutschland ein Unternehmen aufzubauen, gehören politische, ökonomische, soziale und kulturelle Kontextfaktoren. Diese verändern sich in der Regel nur langsam und können – bei positiver Ausprägung – Unternehmensgründungen in ihrer Quantität und Qualität begünstigen. In Deutschland spricht etwa die Hälfte der Rahmenbedingungen für eine Gründung, die andere Hälfte eher dagegen.

Dagegen spricht, wie vor 10 oder 20 Jahren, die schlechte schulische Grundausbildung. Verschlechtert hat sich außerdem auch die physische Infrastruktur. Dazu gehören unter anderem Kommunikationsmöglichkeiten, Transportwege, Büro- und Produktionsflächen. Da die Strom- und Gaspreise stark angestiegen sind und auch die Inflationsrate äußerst hoch ist, müssen Gründende zunächst höhere Aufwendungen leisten. Damit sich der Kostenanteil für Sie nicht erhöht, müssten auch Gewinn und Umsatz steigen. Gerade junge Unternehmen, die weniger etabliert sind, können höhere Kosten allerdings nicht einfach auf ihre Kunden übertragen.

Faktoren wie die Wertschätzung von Unternehmen und Konsumenten gegenüber neuen Produkten und Dienstleistungen sowie öffentliche Förderprogramme sprechen in Deutschland für eine Gründung. So hat sich zum Beispiel der Wissens- und Technologietransfer verbessert. Dazu gehört unter anderem die Organisation der Wissensverwertung aus Forschungsvorhaben durch Gründungen und junge Unternehmen. Auch Technologiemärkte (zum Beispiel der Handel mit Patenten), Kooperationen und Netzwerke sowie Auftragsforschung sind wichtige Formen der Wissensübertragung.

Im Fokus der Neu-Gründungen steht dabei die Frage der Finanzierung. Man unterscheidet zwischen der Verfügbarkeit verschiedener Kapital- und Finanzierungsformen und der Zugänglichkeit: Wie viel Fremd- und wie viel Eigenkapital erhält ein Unternehmen? In Deutschland gibt es genügend Kapital und Förderprogramme für Gründende, allerdings ist der Zugang nicht gleichermaßen gewährleistet. So haben und Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund häufig das Nachsehen.

Deutschland – alles in allem ein innovationsfreundlicher Gründungsstandort mit verbesserungswürdiger Infrastruktur. Trotzdem haben wir Potenzial. Die Gründungsquote beweist das und macht Hoffnung.

 

 

 

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