Mittelstand in Bayern
Alle NewsNEWS INTERNATIONAL

„Servitization“ der Weltwirtschaft: Neue Exportstrategien erforderlich

Der Welthandel macht zurzeit turbulente Zeiten mit und sieht sich zahlreichen Herausforderungen ausgesetzt: Ob Brexit, Strafzölle und Handelskonflikte mit den USA oder Krisen wie das Coronavirus in China – es sind nicht die besten Zeiten für Firmen mit Auslandsgeschäft. Eine aktuelle Studie des Münchner ifo Instituts im Auftrag der IHK für München und Oberbayern zeigt nun, dass die bayerische Wirtschaft angesichts dieser Entwicklungen und einer „Servitization“ des Welthandels langfristig neue Wege im internationalen Geschäft gehen muss.

Servitization der Weltwirtschaft

Bisher konnten bayerische Unternehmen mit klassischen Exportgütern große Erfolge auf den Weltmärkten feiern, doch in Zukunft bieten Dienstleistungen sowie Kombinationen aus Gütern und Dienstleistungen ein deutlich größeres Wachstumspotenzial, so das zentrale Ergebnis der Studie. Der Trend zur Servitization, also der Veränderung des Produktportfolios von Unternehmen weg von klassischen Sachgütern hin zu einer Kombination aus Gütern und Dienstleistungen, bietet für die bayerische Wirtschaft vor allem die Chance einer höheren Diversifizierung.

Welthandel wächst seit 10 Jahren langsamer als Weltwirtschaft

Ein Grund für diesen Wandel sei laut der Studie der global seit bereits zehn Jahren nur langsam wachsende Güterhandel, bedingt durch weltweit steigenden Protektionismus sowie eine stärkere Regionalisierung der Weltwirtschaft. „Auf diese Trends muss die bislang stark auf Exportwaren ausgerichtete bayerische Wirtschaft reagieren. Bayern hat das Potenzial, auf den globalen Dienstleistungsmärkten eine deutlich stärkere Marktposition zu erreichen“, kommentiert Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. Große Chancen sieht die ifo-Studie in der kombinierten Vermarktung von Gütern und Dienstleistungen, zum Beispiel mit maßgeschneiderter Steuerungssoftware für Maschinen oder Ingenieurleistungen im Produkt- oder Konstruktionsdesign.

Freihandelsabkommen als Chancen

Als Störfaktoren nennt die ifo-Studie vor allem die Zunahme protektionistischer Maßnahmen und die bislang höheren Hürden für grenzüberschreitende Dienstleistungen. „Deswegen spielen Freihandelsabkommen in Zukunft weiter eine wichtige Rolle, um handels- und wirtschaftspolitische Risiken zu verringern, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen“, sagt ifo-Forscher Martin Braml. Dass das europäische Parlament vor Kurzem einem umfassenden Freihandelsabkommen mit Vietnam zugestimmt hat, dürfte daher positiv zu werten sein.

Doch auch die Vertiefung des EU-Binnenmarkts biete ein großes Potenzial: „Auch in der EU lassen sich die Regeln zum Dienstleistungsexport noch deutlich liberalisieren und vereinfachen, insbesondere bei digitalen Dienstleistungen“, so Braml.

Traditionelle Stärken beibehalten

Gleichzeitig dürfe die bayerische Wirtschaft ihre bisherigen Stärken nicht vernachlässigen: „Die bislang sehr erfolgreiche bayerische Außenwirtschaftsförderung des Freistaats sollte auf diese Trends reagieren und den kleinen und mittleren Unternehmen mit mehr Informations- und Beratungskampagnen unter die Arme greifen, vor allem beim Dienstleistungsexport“, sagt IHK-Chef Gößl. „Dazu muss Bayern sein internationales Profil als Kongress- und Messestandort sowie als Tourismusdestination beständig pflegen und modernisieren“, so Gößl.

Die vollständige ifo-Studie „Globalisierung im Wandel: Chancen und Herausforderungen für die bayerische Wirtschaft“ finden Sie hier.

Ähnliche Artikel:

Einen Kommentar hinterlassen

* Mit der Nutzung dieses Kontaktformulares erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden.