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Creditreform: 2021 mehr als 24.000 Insolvenzen erwartet

Die Creditreform rechnet insbesondere im ersten Quartal 2021 mit einer regelrechten Insolvenzwelle. Insgesamt soll dies mehr als 24.000 Unternehmen betreffen. Neben den Unternehmen sieht es auch für private Haushalte schlecht aus – es wird eine Verdoppelung auf ca. 110.000 Privatinsolvenzen erwartet.

Die Ruhe vor dem Sturm: Corona-bedingt weniger Insolvenzverfahren

Für das Jahr 2020 rechnet die Creditreform mit weniger Insolvenzen als noch in den vergangenen Jahren. Für ungefähr 18.000 Unternehmen wird es eng werden – ein Minus von ca. 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allein im ersten Halbjahr 2020 hat sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 8,2 Prozent auf ca. 8.900 Fälle verringert. Diese Entwicklung sei Corona-bedingt, da viele Unternehmen von der Lockerung des Insolvenzrechtes und der damit verbundenen Aussetzung der Insolvenzantragspflicht profitiert hätten, erklärt Hauptgeschäftsführer Volker Ulbricht. Deutsche Unternehmen müssen bis Jahresende keinen Insolvenzantrag stellen, wenn sie weiter zahlungsfähig bleiben.

Insolvenzwelle Anfang 2021 erwartet

Entgegen der diesjährigen Entwicklung prognostiziert die Creditreform eine Insolvenzwelle im ersten Quartal 2021 – denn erst dann zeigen sich die Auswirkungen des „leichten“ Lockdowns vom November 2020. Trotz der angekündigten außerordentlichen Wirtschaftshilfe der Bundesregierung, der sogenannten „Novemberhilfe“, blicken viele Unternehmer in eine düstere Zukunft. Das erneute Herunterfahren der Wirtschaft sei höchst geschäftsschädigend und hinterlege keiner zu rechtfertigender Grundlage, beklagen beispielweise Gastronomen. Allgemein ist die Auftragslage in vielen Branchen rückläufig – einzig der Bau konnte sich relativ gut halten. Trotzdem rechnen rund 37 Prozent der Unternehmer mit einem deutlichen Rückgang ihres Umsatzes.

Auch Privathaushalte betroffen

Von einer Insolvenzwelle sind jedoch nicht nur die Unternehmen betroffen. Auch die Zahl der Privatinsolvenzen soll signifikant ansteigen: Im kommenden Jahr sind bis zu 110.000 Privatinsolvenzen zu erwarten. Das entspricht fast einer Verdoppelung zu den erwarteten Zahlen von 2020. Eine solch hohe Zahl gab es zuletzt zur Zeit der Finanzkrise. Ulbricht erklärt diese Entwicklung damit, dass die anhaltende Pandemie immer größer werdende wirtschaftliche Probleme bei Soloselbstständigen und Kleinunternehmern verursache und viele Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen seien.

Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, bezeichnet die langfristigen Perspektiven für die Überschuldungsentwicklung als „besorgniserregend“. Er weist darauf hin, dass die Corona-Pandemie eine weitere Polarisierung von Einkommen und Vermögen bewirke.

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