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Wirtschaftskrise 2020: Schaden kaum zu beziffern

Liebe Leserinnen und Leser, noch zu Jahresbeginn hätte wohl niemand damit gerechnet, dass die größte Bedrohung für unsere Wirtschaft in diesem Jahr von einem Virus ausgeht: Brexit, Handelskonflikte und Spannungen im Nahen Osten hießen die größten Risikofaktoren stattdessen damals. Doch mittlerweile hat die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen auf das öffentliche Leben Deutschland und Bayern fest im Griff.

Dramatische gesellschaftliche Folgen

Die gesundheitlichen Folgen der Pandemie sind in einigen unserer Nachbarländer bereits dramatisch, auch hierzulande steigen die Fallzahlen und Todesopfer täglich. Ob sich eine Verlangsamung und schlussendlich eine Eindämmung erreichen lässt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Bis dahin ist jeder dazu angehalten, seinen Beitrag zu leisten, Sozialkontakte wenn möglich zu vermeiden und zu Hause zu bleiben.

Wirtschaftlicher Schaden unabschätzbar

Die wirtschaftlichen Folgen dieser drastischen Einschränkungen sind noch nicht abzusehen. Prognosen, wann die Krise überstanden sein wird, trauen sich selbst Experten bislang nicht zu. Das Robert-Koch-Institut warnte unlängst, dass die Pandemie im schlimmsten Fall bis zu zwei Jahre andauern könnte. Die International Labor Organisation befürchtet, dass weltweit mehr als 20 Millionen Jobs durch die Coronakrise wegfallen. Die in den Keller rauschenden Aktienkurse könnten also bald von stark steigenden Arbeitslosenquoten begleitet werden. Wirtschaftlich droht uns damit gerade der weltweit schlimmste Abschwung seit 1929, warnt der Star-Ökonom Kenneth Rogoff. “Wir erleben die erste wirklich globale Krise seit der Großen Depression 1929”, sagte Rogoff neulich im Interview mit n-tv.

Umfangreiche Hilfsmaßnahmen der Politik angekündigt

Die Politik versucht derweil, mit massiven Geldpaketen die schlimmsten kurzfristigen Engpässe der Unternehmen zu mildern. Gemessen an den Bekenntnissen vom Finanzminister, scheint die Bereitschaft grenzenlos, die Wirtschaft zu unterstützen. Drastisch ausgeweitete Anleihekäufe, die Aufweichung der EU-Stabilitätskriterien sowie die Aussetzung der Schuldenbremse zeigen, dass die Ankündigungen ernst gemeint sind.

Nötig sind die Maßnahmen in jedem Fall, um den wirtschaftlichen Schaden und die Folgen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorerst gering zu halten. Doch die Sofortmaßnahmen sind in ihren Wirkungen und ihrer Zielgruppe begrenzt: Viele Mittelständler haben noch Reserven aus den vergangenen Boomjahren und werden von den Soforthilfen nicht profitieren können. Daher müssen sie sich eher an zinsgünstige Kredite halten, die naturgemäß auch wieder zurückgezahlt werden müssen. Unabhängig davon, wie schnell die Pandemie eingedämmt werden kann, werden uns die wirtschaftlichen Schäden also noch längere Zeit begleiten. Der Mittelstandsverband BVMW gibt auf seiner Bayern-Seite hierzu Informationen zu den Hilfsmaßnahmen und den dazugehörigen Antragsmöglichkeiten.

Wie geht es weiter?

Noch bis weit in den April hinein sollen die strengen Ausgangsbeschränkungen gelten, das öffentliche Leben steht bis dahin fast still. Auch nach den Osterferien könnte dieser Zustand andauern: Je nach Verlauf der Infektionszahlen könnten uns Ausgangssperren, Reisebeschränkungen und geschlossene Einrichtungen noch lange Zeit begleiten. Laut Prof. Clemens Fuest vom ifo-Institut bringt jede Woche dieses Teilstillstands Milliardenverluste und lässt die Wirtschaftsleitung um etwa 0,7 bis 1,6 Prozent einbrechen. Ein schnelles Überstehen der Situation erscheint damit umso erstrebenswerter. Allerdings warnen Virologen auch, dass das Virus in einer Herbstwelle selbst bei einer Eindämmung der jetzigen Pandemie wiederkehren könnte. Die aktuellen Maßnahmen könnten also in der Zukunft erneut notwendig werden.

Hier machen jedoch die Zahlen aus China etwas Mut: Mittlerweile ist die Krise dort fast überstanden, selbst die Einschränkungen im Epizentrum der Hubei Region rund um Wuhan werden aktuell aufgehoben. Wenn man davon ausgeht, dass sich die Lage in Deutschland ähnlich entwickelt, werden wir in etwa ein bis zwei Monaten das schlimmste überstanden haben. Das wirtschaftliche Leben kann dann – hoffentlich – langsam wieder zur Normalität zurückkehren.

Bis dahin wird Sie unser Mittelstandsmagazin natürlich auch weiterhin mit aktuellen Wirtschaftsinformationen zur Coronakrise auf dem Laufenden halten.

Ihr

Achim von Michel

Herausgeber mittelstandinbayern.de

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