Der Mehrheit des deutschen Mittelstands geht es gut, zumindest noch im Moment: Über 60 Prozent aller befragten Unternehmen schätzen ihre Geschäftssituation im Herbst 2025 positiv ein. Das geht aus der aktuellen Befragung „Mittelstand im Mittelpunkt“ der DZ Bank und des Bundesverbands Deutscher Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hervor. Aber die gute Stimmung hält nicht an: Trotz dieser vergleichsweise stabilen Gegenwartsbeurteilung fallen die Zukunftsaussichten für das kommende halbe Jahr verhalten aus. Gerade die Auftragslage treibt Mittelständlern Sorgenfalten auf die Stirn.
Rückläufige Prognosen trotz positiver Lagebewertung
Im Jahresvergleich dokumentierte die Umfrage zur Betriebslage im Antwortsaldo – dem Durchschnitt aus positiven und negativen Bewertungen – sechs Positiv-Punkte, mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. 2024 bewerteten mittelständische Betriebe ihre wirtschaftliche Ausgangslage noch mit minus sieben Punkten. Branchenseitig zeigen sich hier Unterschiede: Dienstleister und die Bauwirtschaft melden vergleichsweise bessere Bewertungen ihrer Geschäftslage, während metallverarbeitende Branchen, Automobilzulieferer und das Vertriebsgewerbe Abstriche ziehen müssen.
Das eigentliche Problem liegt im Halbjahresvergleich: In der Frühjahrsbefragung 2025 lag die Lagebewertung noch bei plus 14 Punkten und ist somit knapp sechs Monate später auf über die Hälfte gesunken. Auch die Investitionsabsichten im Mittelstand sowie die Erwartung einer Verbesserung der Geschäftsentwicklung liegen deutlich unter den früheren Werten.
Auftragsvolumen verschlechtert sich
Denn gerade die Hauptprobleme des deutschen Mittelstands bleiben bestehen: Bürokratische Prozesse stehen mit über 80 Prozent an der Spitze des Sorgenturms, gefolgt von hohen Personalkosten und dem branchenübergreifenden Fachkräftemangel. Besonders alarmierend für die Betriebe ist die aktuelle Auftragslage: 2022 beklagten sich nur knapp ein Viertel der befragten Betriebe über zu wenig Aufträge. Nach Angaben des BVR spricht man diesen Herbst aber bereits von einem „Allzeithoch“. Von den knapp 23 Prozent der Unternehmerstimmen, die sich 2022 noch über ein geringeres Auftragsvolumen beschwert haben, sind es diesen Herbst gut die Hälfte aller Befragten. Simultan dazu stieg auch die Besorgnis über einen stärkeren Wettbewerb.
Regional gibt es dabei nur geringe Unterschiede: Bayern ist hinsichtlich der Auftragslage positiver gestimmt als die anderen großen Bundesländer; das Bundesland liegt nur knapp unter den 50 Prozent des Bundesdurchschnitts. In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen hingegen sorgen sich über die Hälfte der Betriebe um künftige Aufträge. So zeichnet die aktuelle Mittelstandsumfrage ein differenziertes Bild – von einer stabilen Gegenwartsbewertung hin zu einer ungewissen Zukunft.
Hintergrund – Mittelstand im Mittelpunkt
Die Umfrage „Mittelstand im Mittelpunkt“ erscheint halbjährlich als Gemeinschaftspublikation der DZ Bank und des BVR. Sie kombiniert die VR-Mittelstandsumfrage mit der VR-Bilanzanalyse und hat somit Zugriff auf einen Datenpool von über 1.000 mittelständischen Betrieben, die Auskunft über ihre aktuelle Geschäftslage geben. Die diesjährigen Herbst-Ausgabe ist die 60. Erhebung, die seit 1995 durchgeführt wurde.



