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Luftfahrtstandort Bayern bedroht

Die Corona-Krise setzt den Industriestandort Bayern weiter unter Druck. Neben der Automobilindustrie bekommen das nun auch Zulieferer aus Luft- und Raumfahrt zu spüren: Nachdem Airbus aufgrund des Auftragseinbruchs den Abbau von 15.000 Stellen angekündigt hat, befürchten viele Zulieferer in Bayern einen langfristigen Umsatzeinbruch. „Der Zusammenbruch des weltweiten Luftverkehrs bedingt […] eine dramatische Situation für unsere Zulieferkette“, warnt Arndt Schoenemann, Vizepräsident für Ausrüstung und Werkstoffe des Bundesverbands für die Deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI).

Auch Politik sieht Handlungsbedarf

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat nun den angekündigten Abbau von Airbus-Arbeitsplätzen als „große Herausforderung für den Luft- und Raumfahrtstandort Bayern und insbesondere für den Raum Augsburg“ bezeichnet. Um ein gemeinsames Konzept zur Unterstützung des Standorts Bayern zu entwickeln steht Aiwanger seit dieser Woche in engem Austausch mit Vertretern der Branche. Bereits am Mittwoch stimmte sich der Wirtschaftsminister mit dem Vorstandschef der Augsburger Airbus-Tochtergesellschaft Premium Aerotec, Thomas Ehm, ab. „Die für die nächsten Jahre weltweit zu erwartenden Auftragsrückgänge für zivile Flugzeuge sind einschneidend“, so Aiwanger.

BDLI: „Die Lage ist dramatisch“

Die Corona-Pandemie stellt die Luft- und Raumfahrtindustrie vor die größte Herausforderung ihrer Geschichte. „Die Lage ist dramatisch. Wir sind über Nacht ein halbes Jahrhundert zurückgeworfen worden, was Reisen und internationalen Austausch anbetrifft“, so BDLI-Präsident Dirk Hoke. Viele Fluggesellschaften mussten inzwischen staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, um nicht in die Insolvenz zu schlittern. Weltweit wurden laut IATA (International Air Transport Association) bereits 123 Milliarden US-Dollar an staatlicher Unterstützung gewährt (Stand Mai 2020). Darunter so renommierte Namen wie Air France-KLM, die skandinavische SAS, American Airline oder Emirates. Und auch für die deutsche Lufthansa ist inzwischen der Weg frei für eine staatliche Beteiligung und die damit verbundene Milliardenhilfen.

Corona-Krise wird zu Einschnitten führen

Ob sich die Fluggesellschaften und die Luftfahrtindustrie überhaupt wieder vollständig erholen werden bleibt fraglich. Die IATA rechnet inzwischen mit weltweit mehr als 30 Airlines, die die aktuelle Krise nicht überstehen werden. Für Flugzeugbauer und deren Zulieferer bedeutet dies weniger Aufträge und einen langfristig niedrigeren Umsatz. „Diese mittelständisch geprägten Unternehmen bluten in einem noch nie dagewesenen Tempo finanziell aus. Die aktuelle Situation stellt die Existenz vieler Unternehmen infrage“, so Arndt Schoenemann. Davon ist Bayern besonders betroffen: Laut einer Studie der Bundesagentur für Arbeit arbeiten ca. 27 Prozent aller in Deutschland Beschäftigten der Branche in Bayern (Stand 2013). Der BDLI ruft daher zu schnellen und unbürokratischen Maßnahmen auf, um die Zukunft dieser für die Exportnation Deutschland zentralen, systemrelevanten Branche zu sichern. „Wir brauchen Exportbürgschaften sowie Finanzierungsunterstützung für den Absatz“, fordert Reiner Winkler, BDLI-Vizepräsident Luftfahrt. „Dies umfasst eine Absicherung der Flugzeugfinanzierung und eine Erweiterung der Exportgarantien durch das Bundeswirtschaftsministerium.“

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