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Deutsche Bauindustrie: Boom trotz mangelnder Digitalisierung

Obwohl weltweit eine digitale Transformation im Gange ist, konnte die Digitalisierung in Deutschland in einigen Bereichen bisher nicht richtig Fuß fassen. Viele deutsche Unternehmen verpassen die Chancen, die ihnen technische Innovationen bieten. Dazu zählt vor allem die deutsche Bauindustrie, trotz des ungebrochenen Booms.

Eine Studie zur aktuellen Branchensituation und Marktentwicklung im deutschen Baugewerbe der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unterstreicht diese Annahme. Bis 2020 rechnen die 100 führenden Unternehmen der deutschen Bauwirtschaft mit einem Wachstum von 2,9 Prozent pro Jahr. Hier sorgen gerade der private Neubau, Sanierungsvorhaben und eine generell optimistische Marktstimmung für einen andauernden Aufschwung. Doch die positiven Zahlen lenken davon ab, dass viele die Digitalisierung in ihrer Rechnung außer Acht lassen.

Building Information Modeling?

Was schon viele Staaten weltweit beherrschen, ist bei uns tatsächlich Neuland. Building Information Modeling (BIM) lautet hier das Stichwort. Der Bau eines Projekts erfolgt mit BIM zuerst digital, wobei alle Beteiligten von Beginn an in der Planung berücksichtigt werden. Außerdem werden Daten für die spätere Inbetriebnahme nach Fertigstellung miteinberechnet, womit das Effizienzpotential vollkommen ausgeschöpft werden kann. In Deutschland zählt nur jedes zehnte Bauunternehmen zu den Nutzern dieser Methode.

Das Problem ist jedoch nicht, dass die Firmen darin keine Vorteile sehen. Denn viele würden ein zusätzliches Wachstum, sowie eine hohe Zeit- und Kostenersparnis mit der Nutzung von BIM erwarten. Schwierigkeiten bereiten das fehlende digitale Know-how, hohe Investitionskosten und außerdem der momentane Erfolg der Branche. Aufgrund der hohen Auftragszahlen fehlt den Unternehmen oft die Zeit, um eine digitale Weiterentwicklung stattfinden zu lassen.

planen-bauen-4.0

Doch nicht alle Sektoren werden gleich stark von der Digitalisierung beeinflusst. So erwarten die Unternehmen der baunahen Dienstleistungen eine fast doppelt so hohe Veränderung durch das BIM als die Baustoff-Industrie. Dennoch müssen sich alle Unternehmen an den Fortschritt anpassen, sonst drohen sie den Anschluss zu verlieren. Unsere Nachbarstaaten sind uns beispielsweise schon einige Schritte voraus: In Großbritannien ist es seit 2015 Pflicht mit der Nutzung von BIM öffentliche Bauprojekte durchzuführen.

In Deutschland hingegen ist eine staatliche Förderung von BIM erst 2020 geplant. Aus diesem Grund wurde nun auch die Initiative „planen-bauen-4.0“ gestartet. „Die Plattform soll maßgeblich dazu beitragen, dass modernstes Digitales Bauen in allen Bereichen zum Standard wird. Wir werden Planen und Bauen mit BIM für unsere Infrastrukturprojekte ab 2020 verbindlich machen“, so der ehemalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Spätestens jetzt sollte die altmodische Bauindustrie umrüsten, denn der Boom währt nicht ewig.

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