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Stromtrassen notwendig: ifo sieht keine ausreichende dezentrale Stromversorgung in Bayern

Die bayerische Wirtschaft hält die zwei Stromtrassen SüdLink und SüdOstLink von Nord- nach Süddeutschland weiterhin für unbedingt erforderlich, um langfristig eine sichere und preislich wettbewerbsfähige Stromversorgung für Bayern zu gewährleisten. Eine dazu von der IHK für München und Oberbayern in Auftrag gegebene Studie untermauert die Forderung nach einem bayerischen Netz- und Kraftwerkeausbau.

Stromverbrauch steigt – Kraftwerke fallen weg

Die Experten des Instituts für Wirtschaftsforschung ifo weisen in der Studie darauf hin, dass die wachsende Bevölkerung und neue Anwendungen wie Elektromobilität und Wärmepumpen den Stromverbrauch in Bayern allein bis 2025 um bis zu 30 Prozent steigen lassen könnten. Gleichzeitig fällt ein Großteil der konventionellen Kraftwerke, die bislang die Energieversorgung in Bayern wetterunabhängig gewährleistet haben, bereits Ende 2022 durch den Kernenergieausstieg sowie längerfristig durch das geplante Ende für fossile Energieträger weg.

„Für eine sichere Stromversorgung in Bayern brauchen wir die zwei neuen Stromtrassen und mehr dezentrale Stromerzeugung“, betont daher IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. Die Studie warnt vor hohen Kosten, wenn der Strom-Mehrbedarf weitere netzstabilisierende Maßnahmen nötig macht. Allein im Bereich des Übertragungsnetzbetreibers Tennet fielen dafür 2018 bereits Ausgaben in Höhe von 1,1 Milliarden Euro an.

Windstrom aus Norddeutschland muss importiert werden

Langfristig führt laut Studie allein aufgrund der Klimaziele kein Weg daran vorbei, dass Bayern dauerhaft über die zwei neuen Stromtrassen den relativ günstig produzierten Windstrom aus Norddeutschland importieren kann. Im Gegenzug muss überschüssiger Solarstrom aus Bayern an Sonnentagen in den Norden abfließen können. Der Verzicht auf den Netzausbau würde dagegen aufgrund der EU-Marktregelungen zur Teilung Deutschlands in zwei Strompreiszonen mit höheren Strompreisen in Süddeutschland führen.

Große Investitionen für dezentrale Anlagen erforderlich

Die ifo Experten haben auch Optionen einer ausschließlich dezentralen Energieversorgung in Bayern getestet. Aufgrund des in Summe notwendigen Kapazitätsaufbaus ergibt sich daraus allerdings kein realistischer Lösungsansatz. So seien entweder bis zu einer Million kleine Blockheizkraftwerke in Haushalten oder 10.000 neue Biogasanlagen notwendig, um die erwartete Kapazitätslücke der Stromerzeugung in Bayern zu schließen. Neben immensen Investitionskosten und langwierigen Genehmigungs- und Bauverfahren für so viele Anlagen wäre diese Lösung energiewirtschaftlich ineffizient und zudem nicht CO2-neutral. Im Fall von Solarstrom seien 750.000 neue Dach-Photovoltaikanlagen oder 10.000 Freiflächen-PV-Anlagen notwendig. Allerdings kann die Photovoltaik ohne massive Speichertechnologie nicht zuverlässig rund um die Uhr Strom liefern. Freiflächenanlagen führen außerdem zu mehr Versiegelung im Freistaat.

„Der Energiewende fehlt nach wie vor ein Gesamtkonzept, das Versorgungssicherheit, international wettbewerbsfähige Strompreise und die ebenfalls notwendigen Umweltziele in Einklang bringt. Die Stromversorgung ist ein zentraler Standortfaktor für die im globalen Wettbewerb stehende bayerische Wirtschaft, insbesondere für die Industrieunternehmen mit ihren vielen Arbeitsplätzen. Bei den Strompreisen liegen wir schon jetzt weltweit an der Spitze“, mahnt Gößl. Die vollständige ifo-Studie finden Sie hier.

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