Die neue Studie der KfW Research thematisiert das Investitionsverhalten deutscher mittelständischer Unternehmen der letzten Jahre und enthüllt dabei eine signifikante demografische Lücke: In Unternehmen mit älteren Eigentümern wird deutlich seltener investiert.
Investitionsentwicklungen im Mittelstand
Schon seit dem Ende der 2010er Jahre ist die Investitionslust unter deutschen Unternehmen eher verhalten, vor allem im Mittelstand. Die Investitionsbereitschaft von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) stagniert seit Jahren auf sehr niedrigem Niveau. 2023 hatten nur 39 Prozent mittelständischer Unternehmen Investitionsprojekte vorzuweisen.
Der Mittelstand wird mit seinen 3,8 Millionen Unternehmen zwar weiterhin als tragende Säule der deutschen Wirtschaft angesehen, jedoch haben die neuesten Entwicklungen weitergehende Auswirkungen: Mittelständische Unternehmen büßen zunehmend an relativer Bedeutung für das gesamte Investitionsgeschehen im Unternehmenssektor ein. Während 2008 der Anteil mittelständischer Unternehmen an den gesamten Neuinvestitionen noch 49 Prozent betrug, liegt er inzwischen nur noch bei 44 Prozent.
Alter als unterschätzter Faktor
In der öffentlichen Diskussion zu den Investitionshemmungen von KMU werden häufig auch die möglichen Gründe thematisiert. Während die schwache Konjunktur sowie erhöhte Finanzierungskosten immer wieder angeführt werden, gibt es einen Faktor, der bisher in seinem Einfluss auf das Investitionsverhalten mittelständischer Unternehmen unterschätzt wurde: Auswertungen des KfW-Mittelstandspanels zeigen, dass die Investitionsbereitschaft mit zunehmendem Alter der Inhabenden sinkt.
Blickt man auf konkrete Zahlen der letzten Jahre, ist der Unterschied zwischen den Altersklassen eindeutig. Zwischen 2004 und 2023 lag der durchschnittliche jährliche Unterschied der Anteile investierender Unternehmen zwischen der jüngsten und der ältesten Inhabenden-Altersklasse bei 20 Prozentpunkten. Während 58 Prozent der mittelständischen Unternehmen mit jüngeren Firmeneigentümern Investitionen tätigten, betrug die Investitionsbereitschaft bei Unternehmen älterer Inhabender lediglich 38 Prozent.
Ältere zeigen mehr Investitionsunsicherheiten
Ein Grund dafür, dass ältere Unternehmer mehr Scheu bei Investitionen zeigen, ist ihr begrenzter Planungshorizont. Viele Investitionen haben aus Sicht von Inhabenden, die näher an das Renteneintrittsalter heranrücken, eine zu lange Amortisationsdauer, also einen zu langen Zeitraum, nachdem sich die Investition rechnet. Vor allem in Fällen, in denen die Nachfolge noch ungeklärt ist, erscheint ihnen der Renditerückfluss somit zu unsicher und sie möchten keine langjährigen finanziellen Verpflichtungen eingehen.
Zudem tätigen ältere Eigentümer Investitionen hauptsächlich zur Pflege des bestehenden Kapitalstocks, während jüngere Eigentümer tendenziell zu Kapazitätserweiterungen neigen. Da ältere Inhabende letzteres eher zurückstellen, obwohl diese Investitionsart typischerweise mit einem höheren Investitionsvolumen einhergeht, bremsen sie somit auch Gesamtinvestitionen.
Alter und Investitionszurückhaltung werden steigen
Während das strukturell unterschiedliche Investitionsverhalten verschiedener Altersklassen zwar nicht grundsätzlich problematisch ist, führt der schnelle Alterungsprozess in den Führungsetagen mittelständischer Unternehmen dazu, dass der Anteil älterer Eigentümer stark wächst. Folglich ist damit zu rechnen, dass auch das zurückhaltende Investitionsverhalten mittelständischer Unternehmen weiter zunehmen wird. Es ist also weiterhin mit keiner Aufbruchsstimmung bezüglich Investitionen im Mittelstand zu rechnen.