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Bayerische Wirtschaft nicht auf Risiken vorbereitet

Die bayerische Wirtschaft wird zunehmend von Unsicherheiten und Risiken belastet. Eine neue Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), erstellt vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, hat nun die Risikowahrnehmung und den Handlungsbedarf innerhalb der Unternehmen genauer untersucht. Dabei wurden die Firmen nach ihrer Einschätzung zu verschiedenen Unsicherheitsfaktoren und internen Gegenmaßnahmen befragt. „Der wachsende Protektionismus, strukturelle Veränderungen durch die digitale Transformation oder die sich stetig verschärfende Regulierung im Klimabereich sind nur einige Beispiele dafür“, erklärt vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt dazu.

Unternehmer erkennen Risiken

Eins zeigt die Studie deutlich: Die Unternehmen erkennen in vielen Bereichen ein hohes Risiko für ihren Betrieb. Insbesondere den Fachkräftemangel beurteilt die Mehrheit der 2400 Befragten als geschäftsgefährdend. 63 Prozent der Unternehmen bezeichnen den Fachkräfteengpass als ein hohes Geschäftsrisiko. Bereits 56 Prozent haben deswegen eigene Gegenmaßnahmen ergriffen. Aber auch in anderen Sektoren wie der Inlandsnachfrage, den Energiekosten oder der Cyberkriminalität besteht laut Befragten ein Risiko für das eigene Geschäft.

Mangel an Gegenmaßnahmen

Umso erstaunlicher ist es, dass viele Firmen trotz hoher bis moderater Risikoeinschätzung bisher keine Gegenmaßnahmen ergriffen haben. Insbesondere in den Bereichen wie Klimapolitik, Rohstoffversorgung, Digitalisierung/Cyberkriminalität, Finanzmarktrisiken, Protektionismus oder Konkurrenzdruck aus China wurden bisher kaum Vorbereitungen getroffen. Mögliche Gründe für den Mangel an strategischen Gegenmaßnahmen können laut Studie darin liegen, dass Risiken unterschätzt werden oder dass es aus Sicht der Firmen an passenden Reaktionsmöglichkeiten mangelt.

Politik muss sich beteiligen

Grundsätzlich bestehen für die Unternehmen drei wesentliche Herausforderungen: Risikominimierung und Vorbereitung, Schadensmanagement, Anpassung. „Das sind Herausforderungen, die sich gerade bei laufendem Geschäft nur mit politischem Rückenwind bewältigen lassen. Der Staat ist gefordert, die Unternehmen bei ihrer Risikomanagementstrategie aktiv zu unterstützen. Konstanz und Verlässlichkeit der Wirtschaftspolitik werden bei höherer Unsicherheit immer wichtiger“, so Brossardt.

Zudem brauchen die Unternehmen Unterstützung bei der Fachkräftesicherung, der Sicherung von Flexibilitätspotenzialen, insbesondere am Arbeitsmarkt, und Erleichterung bei der Rücklagenbildung. Gerade im Steuerrecht bestehen steuerliche Regelungen, die an der finanziellen Substanz der Unternehmen zehren, statt deren Wirtschaftlichkeit zu fördern.

„Trotz aller Unsicherheiten hat die bayerische und die deutsche Wirtschaft das Potenzial, ihre sehr gute Stellung in der Welt zu behaupten. Jedes Unternehmen ist aber fortlaufend gefordert, das Umfeld genau zu beobachten, bei Bedarf rechtzeitig seine Strategie anzupassen und die Zukunftsfähigkeit des eigenen Geschäftsmodells auf den Prüfstand zu stellen“, betont Bertram Brossardt.

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