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Studie: Deutschland hat schwach entwickelte Startup-Kultur

Studie von RSM International zeigt erstmals, wo weltweit die meisten Unternehmen gegründet wurden. An der Spitze liegt Hong Kong. Deutschland hat nur eine schwach entwickelte Startup-Kultur.

Seit Ausbruch der Finanzkrise haben sich die Volkswirtschaften der BRICS-Staaten weitaus lebendiger entwickelt als die der westlichen Industrienationen. In Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wurden in den vergangenen Jahren siebenmal so viele Unternehmen neu gegründet wie in den G7-Staaten. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Langzeituntersuchung von RSM, einem weltweiten Zusammenschluss unabhängiger Prüfungs- und Beratungsgesellschaften. Das Netzwerk hat in 35 Ländern die Zahl der Unternehmensneugründungen mit denen der Unter-nehmensschließungen verglichen. Für die G7-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und USA ergibt sich nach dieser Studie seit 2007 ein Zuwachs von rund 846.000 Unternehmen, was einer jährlichen Wachstumsrate von 0,8 Prozent entspricht. Im selben Zeitraum entstanden in den BRICS-Staaten allerdings 4,8 Millionen neue Unternehmen (jährliche Wachstumsrate: 5,8 Prozent).

„Die Vergleichsdaten von RSM geben wertvolle Einblicke in globale Business-Trends“, sagt Christian Roller, International Contact Partner von RSM Germany. „Sie zeigen beispielsweise, wie erfolgreich die einzelnen Länder bei der Bekämpfung der Wirtschafts- und Finanzkrise waren. Denn in diesem Zusammenhang wurden verschiedene Initiativen ergriffen, um die Gründung von Unternehmen zu erleichtern. “

Von allen 35 Ländern (*Tabelle am Ende dieses Dokuments) legte die Zahl der Unternehmen in Hongkong am meisten zu: von 655.000 in 2007 auf 956.000 in 2011. Schlusslicht bildet Südafrika, das als einziges Land der BRICS-Staaten ein Negativ-Wachstum aufweist. Hier wurden in den vergangenen Jahren deutlich mehr Unternehmen geschlossen als neu gegründet. In Europa liegt Zypern an der Spitze (8,4 Prozent), ganz am Ende rangiert Portugal (minus 0,8).

Deutschland dagegen hat nach den Zahlen eine nur schwach entwickelte Startup-Kultur. Von 2007 bis 2011 entstanden netto lediglich 75.000 neue Unternehmen. Mit einer jährlichen Zuwachsrate von 0,6 Prozent weist die Bundesrepublik einen nahezu stagnierenden Markt auf und liegt damit sogar leicht unter dem Durchschnitt der G7-Staaten. „Vor dem Hintergrund, dass Deutschland zu den wettbewerbsstärksten Volkswirtschaften der Welt zählt, ist dies überraschend“, so Christian Roller. „Allerdings zeigt es auch, welche Potenziale geweckt werden können, wenn Unterneh-mensneugründungen nachhaltig gefördert werden.“

Insgesamt berücksichtigt die Untersuchung zwölf europäische Länder. Kumuliert verzeichnen diese in den letzten fünf Jahren einen Netto-Zuwachs von 1,2 Millionen Unternehmen. Gegenüber Nordamerika ist dies eine solide Performance. Denn in den USA und Kanada wuchs die Zahl der Unternehmen lediglich um 158.000. RSM-Experte Roller erklärt dies auch mit dem Druck, der momentan auf dem europäischen Bankensektor laste. „Dadurch sehen sich viele Institute in der Pflicht, auch schwächelnde Unternehmen zu unterstützen und nicht fallen zu lassen.“

Innerhalb Europa überrascht Frankreich. Hier wurde mit 4,5 Prozent der verhältnismäßig höchste Zuwachs an Unternehmen verzeichnet, und das bei gleichzeitig relativ niedrigem Wirtschaftswachstum. Dies, so die Studienexperten von RSM International, lasse sich auf spezielle Wirtschaftsprogramme zurückführen. So wurde in Frankreich 2009 eine Initiative namens „Auto Entrepreneur“ verabschiedet, durch die eine Startup-Kultur gefördert wurde. Weitere europäische Län-der mit überdurchschnittlich hohen Zahlen sind die Schweiz (6,8 Prozent), die Niederlande (5,2) und Malta (3,3).

Eine Sonderauswertung zeigt auch, dass im Krisenjahr 2008 innerhalb der vergangenen fünf Jahre die meisten Unternehmen geschlossen wurden. Gleichzeitig entstanden zu diesem Zeitpunkt aber auch die meisten Neugründungen. „Diese Entwicklung macht deutlich, dass wirtschaftliche Krisen auch unternehmerische Eigeninitiativen freisetzen“, so RSM-Chairman Dr. Warner B.J. Popkes. „Denn dadurch verschieben sich jahrelang gültige Machtverhältnisse und eröffnen neuen Playern bis dato nicht existierende Potenziale.“

RSM_Chart_Karte

Bildnachweise: Berd Kasper, pixelio.de, RSM Germany (Chart)

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1 Kommentare

Jörg Stimmer 27. September 2014 at 00:19

ein interessanter Artikel. Als Gründer eines Venture Capital finanzierten, jungen Unternehmens habe ich etwas Einblick in die Start Up Szene Deutschlands und die hohe Anzahl an jungen und auch schon erfahrenen und älteren, hochmotivierten und risikobereiten Unternehmer ist seit Jahren beeindruckend. Mir erscheinen oft aüssere Umstände in Deutschland für ein weiteres Wachstum der Start Up Kultur hindernd. Ich denke hier weniger an regulatorische Themen als vielmehr an die Kultur dass ein Scheitern mit einer neuen innovativen Idee etwas negatves ist. So denke ich auch, dass in vielen Fällen auch die Risikobereitschaft bei den potenziellen Kunden, einfach etwas neues auszuprobieren wesentlich ausgeprägter ist, was den Start Ups zu höheren Erfolgsaussichten verhilft. Mehr dazu finden Sie unter http://www.plixos.com/en/plixos-blog-2/242-start-ups-in-germany-not-berlin-vs-munich-or-b2c-vs-b2b-but-%E2%80%9Cjust-more-customer-trials%E2%80%9D

http://www.plixos.com/en/plixos-blog-2/242-start-ups-in-germany-not-berlin-vs-munich-or-b2c-vs-b2b-but-%E2%80%9Cjust-more-customer-trials%E2%80%9D

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