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Mittelstand im digitalen Schneckentempo

Eine aktuellen Studie von KfW Research zum Thema „Digitalisierung im Mittelstand“ zeigt: der deutsche Mittelstand hinkt im Digitalisierungsprozess nach wie vor hinterher. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe erklärt: „Die mittelständische Wirtschaft schöpft das Potential der Digitalisierung bisher bei weitem noch nicht aus. Die meisten mittelständischen Unternehmen bauen ihre Digitalisierung zwar aus, gehen dies jedoch überwiegend in kleinen Schritten an.“

Deutscher Mittelstand gibt 10 Milliarden für Digitalisierungsprojekte aus

Ergebnisse der Studie zeigen, dass zwar 78 Prozent der Mittelständler zwischen 2013 und 2015 Digitalisierungsprojekte (technologische Projekte wie Hardware, Software, IT-Sicherheit, Website, IT-Bezugsformen, Verknüpfungen von Prozessen), umgesetzt haben, dies aber nur in einem geringen Umfang. Besonders kleine Unternehmen setzten für Digitalisierungsprojekte weniger als 10.000 Euro pro Jahr ein. Nur knapp die Hälfte der großen Mittelständler investieren mehr als 100.000 Euro in digitale Projekte. KfW Research rechnet in der Untersuchung vor, dass der gesamte deutsche Mittelstand jährliche Ausgaben von etwa 10 Milliarden Euro für Projekte zum Ausbau der Digitalisierung hat. Außerdem kann durch die Studie belegt werden, dass sich die Hälfte der Mittelständler noch im Grundstadium der Digitalisierung befindet, wie etwa die unterdurchschnittliche Verbreitung eigener Internetauftritte zeigt. Vor allem kleine Mittelständler gehören zu den Digitalisierungs-Nachzüglern. Digitale Informationsvernetzung und Kommunikation werden von der Hälfte der mittelständischen Unternehmen in Deutschland verwendet. Lediglich jedes fünfte Unternehmen zählt zu den digitalen Vorreitern, die digitale Produkte, Dienstleistungen, Apps oder Industrie 4.0 benutzen. Im Gegensatz zu den Nachzüglern verwirklichen Vorreiterunternehmen, mit einer Anzahl von 64 Prozent der Mittelständler, fast doppelt so oft Kompetenzprojekte im Bereich der Digitalisierung. Kompetenzen werden dabei durch IT-Weiterbildung, IT-Beratung, Reorganisation der Workflows und durch Konzepte für Internetmarketing- und vertrieb gestärkt.

Unternehmen erkennen Nutzen der Digitalisierung nicht

Nach Meinung der Unternehmen zählen zu den Hindernissen für eine fortschreitende Digitalisierung unzureichende IT-Kompetenzen der Belegschaft (67 Prozent), Anforderungen des Datenschutzes und der Datensicherheit (62 Prozent) und die mangelhafte Geschwindigkeit der Internetverbindung (58 Prozent). Erschwert wird die Digitalisierung auch durch die Befürchtungen von Unternehmen, zu hohe Investitions- und Betriebskosten (59 Prozent) zu generieren. Finanzierungsschwierigkeiten nennen 32 Prozent der Mittelständler als Hemmnis. Digitalisierungsinvestitionen werden zu 77 Prozent aus laufenden Einnahmen finanziert, wie KfW Research zeigt. Zeuner erklärt, dass ein Fortschritt in der Digitalisierung von Informations- und Kommunikationsvernetzung nur mit erheblich höheren Ausgaben möglich sei. Die Dringlichkeit der Digitalisierung müsse von den Unternehmen wahrgenommen werden, wodurch sich der Finanzierungsbedarf in der Breite des Mittelstandes erhöhe.

Die Digitale Agenda 2014 in der Kritik

Mittelstand und Politik haben bereits im Mai eine Zwischenbilanz aus der vom Bundeskabinett im Jahr 2014 verabschiedeten „Digitalen Agenda“ gezogen. Dr. Hubertus Porschen, Vorsitzender des Verbands DIE JUNGEN UNTERNEHMER, stellt nun fest, dass Deutschland nur ungenügend für die Digitalisierung aufgestellt ist: „In der Politik gibt es immer noch ein Umsetzungsproblem bei der Digitalisierung. In Schulnoten reicht es nur für eine vier minus für die Umsetzung der Digitalen Agenda. Die in der Digitalen Agenda angekündigte Umsetzung von Arbeit 4.0 und die Digitalisierung der Bildung lassen weiter auf sich warten.“ Neu einzurichtende Digitalisierungsbeauftragte im Kanzleramt und in den Ministerien sollten Initiativen koordinieren und Tempo machen, so Porschen.
Vorschläge für eine fortschreitende Digitalisierung im Mittelstand sehen die DIE JUNGEN UNTERNEHMER im Verkauf der Telekomanteile des Bundes, um die zu erwartenden Erlöse von 10 bis 20 Milliarden Euro anschließend in den digitalen Ausbau zu investieren. Auch die Bildung müsse mehr in den digitalen Prozess eingebunden werden, um Digital Natives, Programmierer und Kreativdenker hervorzubringen. Die KfW befürwortet für den Fortschritt in der Digitalisierung mittelständischer Unternehmen eine stärkere Verdeutlichung von konkreten Einsparpotenzialen durch intelligenteren IT-Einsatz – zum Beispiel bei der Produktion, der Lagerhaltung oder des Energieverbrauchs.

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