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Vollbeschäftigung sorgt für Flaute bei Neugründungen

Die Entwicklung des bayerischen Arbeitsmarkts gibt derzeit großen Grund zur Freude, denn mit einer Arbeitslosenquote von durchschnittlich 3,0 Prozent herrscht in Bayern beinahe flächendeckende Vollbeschäftigung. Doch die anhaltend positive Wirtschaftslage hat auch eine Kehrseite: Sie bremst zunehmend den Gründungsgeist der bayerischen Bevölkerung und könnte dadurch dem Innovationsklima in Bayern langfristig schaden.

Beschäftigungsaufbau in allen Regierungsbezirken
Die aktuellen bayerischen Arbeitsmarktzahlen sind ein Traum für jede Regierung und kommen auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner angesichts des anstehenden Bundestagswahlkampfs durchaus gelegen. Welcher Politiker würde nicht gern mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von nur 3,0 Prozent werben? Die aktuellen Zahlen von Mai 2017 sind außerdem keine Ausnahme – sie sind vielmehr die vorläufige Spitze eines positiven Trends auf dem bayerischen Arbeitsmarkt. So war die bayerische Arbeitslosenquote im Mai 2017 um 0,2 Prozentpunkte niedriger als noch im April und lag sogar 0,4 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahresmonats. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in Bayern weiter gestiegen und lag im Mai bei über 5,4 Millionen. Bayerns Wirtschaftsministerin Aigner führt die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts auch auf den konsequenten Beschäftigungsaufbau in allen sieben Regierungsbezirken zurück: „Das ist mehr als die übliche Frühjahrsbelebung. Die bayerischen Unternehmen haben großes Vertrauen in die künftige wirtschaftliche Entwicklung“, so die Ministerin.

Flaute bei den bayerischen Gewerbeanmeldungen
Doch die Zuversicht der bayerischen Arbeitnehmer geht auch mit einem geringeren Interesse an einer unternehmerischen Selbstständigkeit einher. Laut Angaben des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) sind die Firmenneugründungen im Freistaat seit sieben Jahren rückläufig. So meldeten im Jahr 2016 insgesamt 99.219 Personen ein Gewerbe an und damit 5,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Davon entfielen 90.479 Fälle auf Firmenneugründungen, welche im Vergleich zu 2015 um 4,5 Prozent abnahmen, und 8.740 Fälle auf Betriebsübergaben, die sogar um 12,9 Prozent zurückgingen. Besonders ausgeprägt ist der Rückgang der Gewerbeanmeldungen in Oberbayern, wo vor allem die Zahl der Betriebsübernahmen mit einem Minus von 27,2 Prozent stark eingebrochen ist.

Forderung nach Unterstützung für Gründer
BIHK-Präsident Eberhard Sasse fordert angesichts dieser Entwicklung mehr Unterstützung für Gründer und Betriebsnachfolger: „Wir brauchen ein besseres Gründungsklima mit weniger Bürokratie und einfacheren Steuerregeln. Bereits in der Schule müssen die Chancen und der Wert des Unternehmertums für die Gesellschaft deutlich gemacht werden.“ Außerdem weist der BIHK-Präsident auf die wichtige Rolle von Existenzgründern für eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft hin: „Start-Ups und neue Unternehmen beflügeln Innovationen und Dynamik. Sie sind damit unerlässlich für unseren zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg. Auch alteingesessene Betriebe sind bedroht, wenn sich keine Nachfolger finden, die das unternehmerische Risiko von der vorhergehenden Generation übernehmen wollen“, so Sasse.

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