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Ohoven: EU muss nach Brexit-Votum der Briten klare Kante zeigen

Zum Ausgang des EU-Referendums in Großbritannien erklärt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) und des europäischen Mittelstandsdachverbandes European Entrepreneurs (CEA-PME):

„Die Briten haben sich trotz der absehbaren negativen Konsequenzen gegen die Europäische Union entschieden. Die EU-Kommission ist nun in den Austrittsverhandlungen gefordert, das Maximale für die Bürger und Unternehmen der EU-27 herauszuholen. Den Briten darf ihr Abschied nicht noch durch Zusicherung von Vorteilen und Vergünstigungen versüßt werden, etwa beim Zugang zum weltweit größten Binnenmarkt. Brüssel muss klare Kante zeigen, eine EU-Mitgliedschaft „light“ darf es nicht geben.
Auch nach innen hin muss die klare Botschaft gesendet werden, dass nur Vollmitglieder alle Rechte und Vorteile genießen. Knickt die EU bei diesem Grundsatz ein, ist das jetzt nur der Anfang einer Austrittslawine und damit das Ende der Europäischen Union, wie wir sie kennen. Zugleich muss die EU dringend reformiert werden und sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren. Bei einem „weiter so“ mit nationaler Rosinenpickerei verabschiedet sich Europa als bedeutender Player der Weltwirtschaft.
Der größte Leidtragende beim Brexit ist Großbritannien selbst. Experten rechnen mit Einbußen beim britischen Bruttoinlandsprodukt von bis zu 5,3 Prozent bis 2018. Das Vertrauen in die britische Währung ist erschüttert, das Pfund auf einen historischen Niedrigwert abgestürzt. Durch Kapitalflucht könnten in den ersten vier Jahren nach dem Referendum bis zu 270 Milliarden Euro an Investitionen verloren gehen. Ohne Zugang zum EU-Binnenmarkt verteuern sich die britischen Exporte drastisch. In der Folge droht den Briten der Verlust von bis zu 950.000 Arbeitsplätzen.
Aber auch der deutsche Mittelstand ist von einem Brexit betroffen. Exportierende Klein- und Mittelbetriebe müssen wieder mit Zollbeschränkungen rechnen wie mit nicht-tarifären Handelshemmnissen. Im Extremfall gibt es auf beiden Seiten unterschiedliche Zulassungsverfahren. Dann müssten deutsche Hersteller unterschiedliche Produktvarianten für die EU und Großbritannien fertigen. Besondere Sorge bereiten mir drohende Nachteile für mittelständische Autozulieferer. Großbritannien ist nach den USA der größte Exportmarkt der deutschen Automobilindustrie.“

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