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Medienunternehmen – (wieder) interessant für Private Equity?

Bei Investoren war der Mediensektor lange Zeit kaum en vogue. Viele mittelständische Unternehmen aus dem Kommunikationsgeschäft haben sich deshalb oft gar nicht um Fremdkapital bemüht. Ganz nach dem Motto: Uns gibt eh keiner Geld! Michael Westhoven, Managing Director beim Corporate-Finance-Berater Leonardo & Co., führte auf den MEDIENTAGEN MÜNCHEN aus, „dass die Historie von Private Equity nicht immer glücklich war, ganz besonders nach den Enttäuschungen in der Economy-Phase um die Jahrtausendwende“. Seit 2008 können die Branchenexperten von Leonardo & Co. aber eine kontinuierliche Phase mit 130 bis 150 Investitionen pro Jahr beobachten.

„Der Kommunikationsbereich bekommt heute wieder genauso viel vom Private-Equity-Kuchen ab wie zu den Hochzeiten“, bilanzierte Westhoven. Durchschnittlich würden heute in Deutschland ein bis zwei Millionen Euro pro Transaktion ausgegeben. In den USA verlaufe die Entwicklung seit 2010 stark ansteigend mit durchschnittlichen Investments von fünf bis sechs Millionen Euro. „Wenn dieser Trend – wie zu erwarten – nach Europa kommt, dann sind das positive Nachrichten für die Unternehmen, die Interesse an einem Private-Equity-Engagement haben“, urteilte Westhoven. Als aktuelle Beispiele nannte er die Fälle von BMG Rights, Brand eins, tape.tv, Mediakraft, Springer Science oder Madvertise.

Neben bekannten Investoren wie KKR oder Permira, die sich etwa an der ProSiebenSat.1 Media AG beteiligt hatten, gibt es eine Reihe von Unternehmen, die sich auf den Kommunikationsbereich fokussiert haben. „Die Herausforderung ist, den zu finden, der zu dem jeweiligen Unternehmen passt“, erklärte Westhoven. Beispiel IRIS Capital: Das Unternehmen mit Hauptsitz in Paris hat bereits Mitte der 80er-Jahre in TV-Sender, Radiostationen und Verlagshäuser investiert. Heute liegt der Fokus stärker auf den Bereichen Digital, AdTech, Netzbetreiber und IT. „Wir steigen bereits in einer frühen Phase der Unternehmensentwicklung ein und interessieren uns besonders für Industrien, die im Umbruch sind, wie etwa aktuell im Film- und Video-on-Demand-Bereich oder Publishing“, erklärte IRIS-Capital-Partner Erkan Kilicaslan. „Als Frühphasen-Venture wirken wir als Katalysator mit dem Ziel, das Unternehmen auf die nächste Entwicklungsstufe zu heben.“ Zuletzt war dies bei Mediakraft Network der Fall, dem größten deutschen Online-Video-Netzwerk für die Themenbereiche News, Comedy, Sport und Games mit 200.000 Online-Videos, die über Youtube verbreitet werden.

Bei der Panel-Veranstaltung wurden noch weitere Private-Equity-Investoren vorgestellt. Beispielsweise setzt GMT Communications Partners den Schwerpunkt auf den Mittelstand und kleinere Unternehmen aus den Bereichen Kommunikation und Technologie, Content-Produktion und Services. Jüngste Beispiele für neue Portfolio-Beteiligungen sind der Fachmedienverlag DocuGroup (B2B-Kommunikation) oder Bigpoint (Online-Spiele).

„Wir wollen die Unternehmen wie Dornröschen wachküssen“, sagte GMT-Communications-Partner Stefan Franssen. Beim Engagement der Investoren müsse „eine lange Haltedauer nicht unbedingt positiv“ sein, sondern könne auch „Ausdruck einer negativen Tendenz sein“, ergänzte sein Kollege François Stoessel, der als Principal bei GMT Communications arbeitet. Denn: „Erfolgreichere Investitionen werden schneller wieder veräußert.“ Wichtig sei dabei, im Einklang mit dem Management zu agieren. „Schließlich sind wir Finanz- und keine Medienfachleute“, sagte Franssen.

Und noch ein interessanter Fall: Hinter der Investment-Firma General Atlantic stehen vierzig große Unternehmerfamilien. Der Fonds hat derzeit weltweit fünfzig Beteiligungen in zwanzig Ländern im Portfolio, die durchschnittlich zwanzig Prozent Umsatzwachstum erwirtschaften. „In der Regel agieren wir über Minderheitsbeteiligungen und versuchen als Partner gemeinsam mit den Gründerteams das Unternehmen weiterzuentwickeln“, erläuterte Jörn Nikolay, Principal bei General Atlantic. Dazu gehörten die Einführung von Strukturen, Reporting, IT sowie die Internationalisierung. „Wir schaffen die Voraussetzungen für weiteres Wachstum, was häufig schlichtweg an den nötigen Strukturen scheitert, um Wachstum zu managen“, berichtete Nikolay. Eines der bekanntesten Engagements von General Atlantic ist die einprozentige Beteiligung an dem chinesischen Internetunternehmen Alibaba, das der Fonds bereits seit fünf Jahren hält. „Wenn die Rendite über Wachstum erzielt wird, gibt es für uns keinen Grund, die Beteiligung zu verkaufen“, erklärte Nikolay.

BC Partners unterstützt ebenfalls meist Unternehmen, die kontinuierlich wachsen und nicht zyklisch agieren. „Meist halten wir die Mehrheit, die durchschnittliche Haltezeit beträgt fünf Jahre“, erläuterte Dr. Ewald Walgenbach, Partner bei BC Partners. Als Beispiel nannte er das Engagement bei Springer Sciences, ein Medienunternehmen für akademische Informationen, oder – bis vor drei Jahren – bei dem Kabelanbieter Unitymedia.

Als Partner und Managing Director bei HayFin stellte Olaf Hartmann eine Investmentgesellschaft vor, die nicht mit Eigenkapital arbeitet, sondern Fremdkapital investiert. Der Anteil des Mediensektors am Portfolio betrage zwanzig Prozent. „Wir agieren als additiver Geldgeber zu den Banken, unterscheiden uns von diesen aber durch alternative, flexiblere Angebote“, schilderte Hartmann das Konzept von HayFin.

Abschließend gab Michael Westhoven allen Investmentsuchenden noch einen Rat mit auf den weg: „Der Private-Equity-Bereich ist so ausdifferenziert, dass es schwer fällt, den richtigen Partner zu finden. Holen Sie sich hierzu Rat und vernachlässigen Sie darüber nicht Ihr Tagesgeschäft.“

Foto: Medientage München

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