Mittelstand in Bayern
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Große Bühne für den deutschen Mittelstand

In München werden die Traditions-Mittelständler Schüco und F.X. Meiller, die Fraunhofer Zukunftsstiftung und der WirtschaftsKurier mit der Dieselmedaille ausgezeichnet

Es ist der Vormittag der Sieger. In der ersten Reihe des Ehrensaals im Deutschen Museums haben sie gemeinsam mit ihren Laudatoren Platz genommen – die diesjährigen Preisträger des ältesten Innovationspreises, den Europa zu bieten hat. Mit ihnen etwa 200 Gäste, die kurz vor Beginn der Verleihung jetzt angeregt über die zahlreichen Büsten und Gemälde deutscher Naturwissenschaftler diskutieren, mit denen der im Jahr 1925 eingeweihte Saal geschmückt ist. Techniker, Ingenieure und Unternehmer beherrschen das Bild im Ehrensaal, an der Wand und auch im exklusiv geladenen Publikum. Ein wenig ist die Spannung in der ersten Reihe schon gewichen, denn bereits am Vorabend hatte das Deutsche Institut für Erfindungswesen (DIE), das heuer im 61. Jahr die begehrte Auszeichnung vergibt, die Gewinner zum Warmup-Dinner ins Spatenhaus eingeladen. Und doch weht auch an diesem Freitagvormittag ein Hauch von Ehrfurcht durch den Saal, in dem schon Bundeskanzler, Patentamtspräsidenten und Siemens-Chefs gesprochen haben.

v.l.n.r.: Dr. Edmund Stoiber, Prof. Dr. Wolfgang Heckl, Mario Ohoven
v.l.n.r.: Dr. Edmund Stoiber, Prof. Dr. Wolfgang Heckl, Mario Ohoven
„Es gibt keinen besseren Ort, um einen Innovationspreis zu verleihen“ – Prof. Dr. Wolfang Heckl, seit zehn Jahren Generaldirektor des Deutschen Museums und seither vor allem mit der umfangreichen Renovierung des bestbesuchten Museums in Deutschland beschäftigt, schlägt den Bogen von der Vergangenheit ins Hier und Jetzt. Der Vorsitzende des DIE, Dr. Heiner Pollert, stimmt die Gäste auf eine 90-minütige Verleihungszeremonie ein, die dann doch erst nach mehr als zwei Stunden in das traditionelle bayerische Schmankerl-Buffet übergehen wird. Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft und zugleich Chef des europäischen Mittelstandsverbands CEA-PME, mahnt in seiner Keynote unter anderem mehr Risikobereitschaft bei der Finanzierung von Innovationen an. Und er macht sich für die ITK-Industrie in Deutschland stark, die seiner Ansicht nach geeignet ist, zusammen mit der hohen Kompetenz deutscher Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau eine weltweite Führungsrolle bei der nächsten großen wirtschaftlichen Revolution – Industrie 4.0 genannt – einzunehmen.

Ein Preis für Innovationen, die Erfolg bewiesen haben

Dann ist es Zeit für den „Zeremonienmeister“ – Prof. Dr. Alexander Wurzer hat als Vorsitzender des Dieselkuratoriums heute die angenehme Aufgabe, die Preisträger zu benennen und ihnen auf der Bühne eine goldene Medaille, eine Anstecknadel und eine Urkunde zu überreichen. Auch Wurzer ist Experte im Thema Innovation und erläutert den Gästen deshalb vorab, warum es so wichtig ist, Innovationen zu ehren und nicht Erfindungen. Erstere haben ihren Erfolg im Markt bereits bewiesen, und tragen darum zur Wertschöpfung bei, erklärt Wurzer. Und genau sie sollen die Dieselmedaille erhalten, so sieht es die Zielsetzung des Vereins vor. Dann geht es endlich los.

v.l.n.r.: Mario Ohoven, prof. Dr. Alexander Wurzer, Manfred Spaltenberger, Dr. Heiner Pollert
v.l.n.r.: Mario Ohoven, prof. Dr. Alexander Wurzer, Manfred Spaltenberger, Dr. Heiner Pollert
Die Fraunhofer Zukunftsstiftung erhält die Dieselmedaille in der Kategorie „Beste Innovationsförderung“. Laudator Curt Winnen vom Munich Network spannt seine Geschichte nicht zufällig von der Langspielplatte bis zum Smartphone, denn die Finanzierung der im Jahr 2008 gegründeten Stiftung basiert auf einem der größten wirtschaftlichen Erfolge deutscher Innovation: dem M3-Musikdateiformat, das an einem Fraunhofer Institut entwickelt wurde und der Stiftung aus Lizenzgebühren ein Startkapital von rund 220 Mio. Euro eingebracht hat. Prof. Dr. Heinz-Heinz Gerhäuser, der selbst aktiv am MP3-Standard geforscht hat, und Prof. Dr.-Ing. Alexander Verl nehmen die Auszeichnung sichtlich bewegt entgegen, und berichten stolz über bisherige Erfolge: neun große Forschungsvorhaben hat man bisher mit rund 100 Mio. Euro unterstützt.

Die größte Innovation: Edmund Stoiber wird Großvater

Dann betritt Dr. Edmund Stoiber die Bühne. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident ist gekommen, um den Preisträger in der Kategorie beste Medienkommunikation zu würdigen. Stoiber ist ganz in seinem Element, gehörte doch Innovationsförderung in der „Offensive Zukunft Bayern“ zu seinen wichtigsten politischen Projekten in den 90er Jahren. Innovativ ist der WirtschaftsKurier für ihn und das auszeichnende Dieselkuratorium zweifacher Hinsicht: Zum einen aufgrund der konsequenten Berichterstattung über industrielle Erfindungen und Innovationen seit seiner Gründung im Jahr 1958. Zum anderen, weil sich das Blatt in einer sich massiv verändernden Medienlandschaft in den vergangenen Jahren beispielhaft neu erfunden hat – durch eine konsequente Verschränkung der traditionellen Print-Version und einer neuen, elektronischen Ausgabe. Rund 100.000 Leser erreicht das börsennotierte Wirtschaftsmagazin auf diese Weise inzwischen. Die größte Innovation dieses Tages verkündet Stoiber dann ganz am Schluss seiner Laudatio: Er ist heute Großvater geworden, und muss darum früher gehen. Dr. Wolfram Weimer, seit 2013 Verleger des WirtschaftsKurier, nimmt die Auszeichnung stellvertretend für Redaktion und Verlagsteam entgegen.

Traditions-Mittelständler F.X. Meiller und Schüco unter den Gewinnern

: v.l.n.r. Andreas Engelhardt (Schüco), Franz Xaver Meiller (Meiller Kipper), Christiane Götz-Weimer, Dr. Wolfram Weimer (WirtschaftsKurier), Prof. Dr.-Ing. Alexander Verl, Prof. Dr.-Ing. Heinz Gerhäuser (Fraunhofer Gesellschaft).
: v.l.n.r. Andreas Engelhardt (Schüco), Franz Xaver Meiller (Meiller Kipper), Christiane Götz-Weimer, Dr. Wolfram Weimer (WirtschaftsKurier), Prof. Dr.-Ing. Alexander Verl, Prof. Dr.-Ing. Heinz Gerhäuser (Fraunhofer Gesellschaft).
In der Kategorie „Erfolgreichste Innovationsleistung“ wurden vorab drei Unternehmen nominiert: Groz-Beckert (Textilmaschinen), die Meyer Werft und der Münchener Baufahrzeug-Hersteller Meiller. Der Gewinner heißt F.X. Meiller, und als Laudator tritt noch einmal Generaldirektor Heckl auf die Bühne – hat doch sein Onkel mehr als 40 Jahre als Schmied im Gewinner-Unternehmen gearbeitet. Der Münchener Mittelständler erhält die Dieselmedaille unter anderem für seine bahnbrechende Erfindung des Kipplasters – doch mehr als 150 Jahre Unternehmensgeschichte haben eine Vielzahl weiterer Erfindungen hervorgebracht. Franz Xaver Meiller, der das Unternehmen in fünfter Generation leitet, ist mit seinem Vater Franz Xaver und seinem Sohn Franz Xaver angereist und dankt in erster Linie den rund 1.600 Mitarbeitern weltweit.

Auch die letzte Dieselmedaille an diesem Tag wurde vorab nominiert. Für die „Nachhaltigste Innovationsleistung kommen heuer in Frage: Der Bielefelder Bauzulieferer für Fenster- und Fassadentechnologien Schüco, der Konsumgüterkonzern Henkel sowie die für energiesparende Produktionsprozesse stehende Clyde Bergemann Power Group. Schüco macht das Rennen, und Andreas Engelhardt nimmt als Vorsitzender der Geschäftsleitung die Medaille für das seit mehr als 60 Jahren bestehende Unternehmen entgegen.

„Die Notwendigkeit ist die Mutter der Erfindung“, zitierte Edmund Stoiber den griechischen Gelehrten Platon in seiner Rede. „Hunger ist der Handlanger des Genies“ wird Mark Twain als Redewendung zugeschrieben – und so treffen sich denn schließlich Gewinner, Laudatoren und Gäste am bayerischen Schmankerl-Buffet, um noch bis in den frühen Nachmittag über Wirtschaft und Innovation zu diskutieren.

dieselmedaille-schatten-300x300Die Dieselmedaille
Mit der Verleihung der ersten Dieselmedaille vor über 60 Jahren nahm die Geschichte einer Erfinderauszeichnung ihren Anfang, die in Deutschland einzigartig ist. 1952 wurde im Beisein von Eugen Diesel, dem einzigen Sohn des Motoren-Erfinders Rudolf Diesel, die Stiftung der Dieselmedaille ins Leben gerufen. 1953 wurde dann erstmals eine Auszeichnung für Erfinder und Erfinderförderer verliehen, die nicht auf bestimmte Fachgebiete, sondern allgemein auf die Förderung des Erfindungswesens ausgerichtet war. So wurde die erste „Universalauszeichnung“ für erfolgreiche Erfinder und Erfinderförderer in der jungen Bundesrepublik geschaffen, die zu einer Stärkung der Innovationskraft beitragen sollte. Seit 1977 wird die Dieselmedaille im Ehrensaal des Deutschen Museums verliehen. Mit der Wahl der aktuellen Vorstände Dr. Heiner Pollert, Prof. Dr. Alexander Wurzer und Manfred Spaltenberger im Jahr 2009 wird der zuvor zweijährige Verleihungsturnus auf eine jährliche Vergabe umgestellt. Auch die vier Kategorien „Beste Innovationsleistung“, „Nachhaltigste Innovationsleistung“, „Beste Innovationsförderung“ und „Beste Medienkommunikation“ werden vom aktuellen Gremium eingeführt. Seit 2010 verleiht das Dieselkuratorium auf Vorschlag des Holbein-Gymnasiums Augsburg zudem die begehrte Auszeichnung für herausragende Seminararbeiten in den Bereich Naturwissenschaften und Technik auch an Abiturienten. Die diesjährige Preisträgerin heißt Tanja Schöger. Im vergangenen Jahr feierte die Dieselmedaille ihr 60-jähriges Bestehen.

Autor: Achim von Michel

Bildnachweis: Michael Tinnefeld

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