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Europäische Startup-Zentren treiben die globale Innovationskultur voran

Die französische Startup-Szene ist jung, männlich, sehr gut ausgebildet und sucht die Herausforderung. Und sie wächst rasant, wie auch andere europäische Startup-Hotspots. Neben den bekannten Innovationszentren im Silicon Valley etablieren sich europäische Metropolen als zentraler Teil der globalen Startup-Kultur. Denn sie können abseits von gehypten amerikanischen Geschäftskonzepten mit Vielfalt punkten. Um die Eigenschaften europäischer Startups greifbarer zu machen, analysieren Experten von Roland Berger und des französischen Accelerators NUMA die Jungunternehmer-Szene in verschiedenen Startup-Hubs des Kontinents und fragen nach Motivation, Zielen, aber auch Problemen und Schwierigkeiten. Als erstes haben sie sich Frankreich vorgenommen und die Ergebnisse in ihrer neuen Studie „375 Startupers – Profiles, trends and startupers in their own words“ zusammengefasst.
„Wir wollten wissen, wer die Menschen sind, die in Frankreich ein Startup gründen“, sagt Philipp Leutiger, Partner und Startup-Experte von Roland Berger. „Was macht den typischen französischen Startup-CEO aus, was treibt ihn oder sie an, welche Probleme und Hürden stehen ihnen im Weg?“ Denn daraus können andere Gründer, aber auch Investoren, Politiker und Förderer lernen. Für ihre Studie haben die Experten 375 französische Startups befragt, die sich für das NUMA business accelerator-Programm beworben haben. Drei Viertel von ihnen sind unter 34 Jahre alt, 35 Prozent fallen in die Altersgruppe 25 bis 29 Jahre. Die meisten der befragten Jungunternehmer (46%) haben einen Abschluss einer der französischen Eliteschulen. Einen normalen Hochschulabschluss haben nur 32 Prozent, nur 4 Prozent einen Doktortitel. Abschlüsse von Ingenieur- oder Business-Schulen besitzen je 23 Prozent.
Ein auf den ersten Blick überraschendes Ergebnis: 81 Prozent der befragten Startup-Gründer sind männlich, nur 19 Prozent weiblich. „Frauen werden auch in der jungen und offenen Gründerszene häufig noch nicht ernst genommen“, sagt Leutiger. „Das ist bedauerlich, denn wenn die französische Startup-Kultur weiter an Fahrt aufnehmen soll, wäre es wichtig, dass die Vielfalt an Ideen und Konzepten – und damit vor allem die Vielfalt unter Gründern – weiter zunimmt.“

Suche nach Herausforderung als Hauptmotiv

Bei der Frage nach dem Motiv für die Unternehmensgründung nennen knapp drei Viertel (72%) die Suche nach einer Herausforderung. Rund 56 Prozent wollen mit ihren Geschäftsideen den Markt verändern und 40 Prozent streben nach Unabhängigkeit und mehr Eigenbestimmung im Job. „Das zeigt die Einstellung der Jungunternehmer gegenüber herkömmlichen Unternehmen“, sagt Nicolas Teisseyre, Partner im Pariser Büro von Roland Berger. „Viele Umfrageteilnehmer empfinden die Situation der Angestellten als einschränkend; sie können sich nicht vorstellen, in dieser Rolle ihre Projekte und Ideen umsetzen zu können.“
Als Kriterium für die Wahl der Branche nennt die Hälfte der Befragten das erwartete Wachstumspotenzial sowie jeweils gut ein Drittel (36%) einen unbefriedigten Bedarf oder dass sie ein innovatives Produkt für diesen Markt haben. Typische Branchen sind Lifestyle und Freizeit (12,2%), Kunst und Design (11,8%) oder Konsumgüter (8,4%). Weniger attraktiv für Neugründer sind dagegen Branchen wie Transport (2,0%) oder Finanzdienstleistungen (1,7%).

Unterstützung durch Mentoren und Netzwerke wichtig

Die richtigen Entscheidungen zu treffen, empfinden die meisten Startups als die größte Herausforderung – vor allem in der Startphase, wenn das frisch gegründete Unternehmen am meisten gefährdet ist. Rund 62 Prozent der jungen Startup-Gründer treffen Entscheidungen alleine oder mit ihrem Gründungspartner. Nur 20 Prozent verfügen über einen Beirat, mit dem sie strategische Fragen besprechen. Und nur 18 Prozent nehmen Rat und Hilfe von ihren Netzwerken außerhalb der Firma in Anspruch. „Dabei ist Unterstützung beim Weichenstellen gerade in der Anfangsphase extrem wichtig“, sagt Teisseyre. „Obwohl viele Startup-Gründer gute Ideen und einen guten Background haben, schaffen es nur 30 Prozent, das erste Jahr zu überleben. Meistens fehlt es ihnen am finanziellen Durchhaltevermögen.“
Dennoch: Unterstützung bei der Finanzierung hat für die Mehrheit der Befragten nicht die höchste Priorität – nur 2 Prozent der Startups wünschen sich dafür einen Mentor. Es geht vielmehr darum, Märkte und Kundenanforderungen richtig zu verstehen und daraus die richtigen Produkte zu entwickeln. „Wenn ein Unternehmen schnell wächst und dann noch Aussicht auf Profitabilität besteht, kommen die Kapitalgeber von selbst“, sagt Leutiger. Daher wünschen sich rund ein Drittel der Studienteilnehmer einen Marktexperten und 29 Prozent einen Technikexperten an ihrer Seite. Aber auch Netzwerke, um Kontakte zu potenziellen Kunden oder Geschäftspartnern aufzubauen, sind für rund 75 Prozent wichtig, um ihr Geschäft voranzutreiben.

Um französischen Startups auf dem deutschen Markt zu unterstützen, veranstalten Roland Berger und die französische Botschaft den ersten „French- German EUnicorns Day“ am 9. Mai in Berlin. In Workshops und bei einer hochkarätigen Paneldiskussion präsentieren sich französische Startups deutschen Investoren und diskutieren über die Digitalisierung deutscher und französischer Unternehmen.

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