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Digitalisierung im Mittelstand: Nur Vorreiter nutzen die Chancen

Digitalisierung im Mittelstand: Mittelständische Unternehmer sehen Chancen, nutzen diese aber nicht genügend. Dieses Resumée zog Markus Beumer, Vorstand der Commerzbank und Verantwortlicher für das Mittelstandsgeschäft, bei der Präsentation der Studie „Management im Wandel: Digitaler, effizienter, flexibler!“ am 12. Mai. Für diese Studie hatte die TNS Infratest im Auftrag der Initiative UnternehmerPerspektiven deutschlandweit Führungskräfte der ersten Ebene in 4.000 mittelständischen Unternehmen befragt.

Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Die vielen Möglichkeiten der Digitalisierung wollen genutzt werden, doch die Mehrheit mittelständischer Unternehmen verhält sich weitestgehend abwartend. Zwar sehen 86 Prozent der Unternehmen in der Digitalisierung große Chancen und wieder langfristig planen wollen 53 Prozent aller Unternehmen, doch erwarten nur 48 Prozent substanzielles Wachstum für die nächsten Jahre. 63 Prozent der Befragten räumten durchaus selbstkritisch ein, dass der Mittelstand das Thema Digitalisierung derzeit noch eher vernachlässige. Zwei Drittel der Befragten bewegen sich nach eigenem Bekunden in Märkten mit ausgereiften Produkten und Dienstleistungen, starkem Verdrängungswettbewerb und immer kürzeren Produkt- und Innovationszyklen. Daher haben derzeit bei den meisten Unternehmen Kostenreduzierung und Effizienzsteigerung höhere Priorität als die Entwicklung von Produkt- und Dienstleistungsinnovationen. Zudem sehen viele Befragte große Herausforderungen bei der Investition in Innovation und Wachstum. Die sind vor allem Umfang und in der Schnelligkeit der technischen Entwicklung (52 Prozent), die hohen Investitionskosten (50 Prozent), Datenschutzfragen (49 Prozent) und das Fehlen verlässlicher Standards (42 Prozent) – all das führt dazu, dass sich viele Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung erst einmal abwartend verhalten.

Digitale Vorreiter im Mittelstand ebnen den Weg

Und dennoch ist die Digitalisierung im Mittelstand weiter auf dem Vormarsch. „Unternehmen setzen selbstverständlich auf Onlinemarketing, optimieren die Administration, ermöglichen Arbeiten aus dem Homeoffice oder bieten Onlineservices an“, sagt Beumer. Doch um den digitalen Wandel im Unternehmen erfolgreich zu managen, braucht es mehr Mut zum Ausprobieren. Wie das gelingt, zeigt heute bereits die Gruppe der digitalen Vorreiter. Sie warten nicht ab, sondern setzen auf Innovation und Ausprobieren, um sich in engen Märkten einen Vorsprung zu verschaffen. Signifikant häufiger als der Durchschnitt der Unternehmen starten sie Pilotprojekte (+28 Prozent gegenüber dem Durchschnitt), analysieren das Potenzial möglicher neuer Produkte, statt sich nur am Marktumfeld zu orientieren (+26 Prozent), schaffen kreative Freiräume (+25 Prozent) und stellen technische Spezialisten ein (+24 Prozent).

Professor Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln und Schirmherr der aktuellen Studie, fordert insgesamt mehr Initiative: „Die Investitionsstrategien des Mittelstands entscheiden heute so grundlegend über den weiteren Erfolg des deutschen Geschäftsmodells wie lange nicht. Dass Vorsicht dominiert und offenkundig die Fantasie fehlt, muss Sorgen machen.“
Die kompletten Ergebnisse der aktuellen Studie „Management im Wandel: Digitaler, effizienter, flexibler!“, einen Überblick über die bisherigen Publikationen sowie weitere Informationen zur Initiative finden Sie unter www.unternehmerperspektiven.de. Einen Hintergrundbeitrag zur Studie finden Sie im Commerzbank-Blog.

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2 Kommentare

Peter Stochl 9. Juni 2015 at 10:44

Ich glaube es liegt einfach daran, dass die Führungsebene nicht weiss, was alles mit Industrie 4.0 möglich ist und wer Ihnen bei Fragen und der Planung helfen kann. Es gibt noch viel mehr Studien, was mit Industrie 4.0 alles möglich ist und welche Anwendungsmöglichkeiten es gibt. Ich habe zum Beispiel unter http://www.m2m-nutzen.de die dortige Studie geladen und mir so Inspiration zu dem Thema geholt und war erstaunt über diese Studienergebnisse. Je eher man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Vorsprung hat man später gegenüber der Konkurrenz.

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Reinhard Hartl 14. Juli 2015 at 16:03

Grundsätzlich sind es Unternehmen aus dem HighTech Umfeld, die sich jetzt schon im Wandel zur Industrie 4.0 engagieren, ja, diesen sogar aktiv mit gestalten (können). In Zusammenarbeit z.B. mit dem Fraunhofer Institut wird allerdings weitestgehend an der Veredelung von bestehenden Technologien und Prozessen hin zur „smart factory“ gearbeitet. Das allein wird nicht reichen.
Industrie 4.0 ist eine Initiative der Bundesregierung und des damaligen Ministers für Wirtschaft und Technologie Philipp Rösler. Meines Erachtens ist der übergeordnete Begriff das „Internet der Dinge“ (IoT), das mittels einer Vielzahl von Erfassungsmöglichkeiten (GPS, Kameras, Aktoren, Sensoren, auch Kauf- und Bezahlvorgängen) die Big Data sammelt und mittels Algorithmen, die je nach Ziel und Zweck entwickelt werden, entsprechend auswertet. Das IoT vernetzt über das Web alles mit allem und jedem und führt zu jenen disruptiven Innovationen (z.B. Plattformen), die per se zum Ziel hat, ganze Märkte und Branchen anzugreifen und über die Eliminierung von Ineffizienzen auszumerzen. Und jetzt schon wird darüber nachgedacht schier unantastbare Märkte anzugreifen, z.B. Automotive, Energieversorgung und das gesamte Finanzdienstleistungswesen. Tendenzen sind jetzt schon klar erkennbar.
Es ist also nicht damit getan, die „smart factory“ im Sinne der Industrie 4.0 zu optimieren, sondern seinen Einflussbereich z.B. in Richtung Erweiterung des Serviceangebotes zu erweitern. Internet of Things, Internet of Services und letztlich Internet of All sind die Benchmarks der Zukunft, die auch für KMU jetzt schon begonnen hat.
Der Vorstand des Stahlhändlers Klöckner Gisbert Rühl, besuchte vor Jahren das Silicon Valley, im Gepäck die Frage, inwieweit sein Unternehmen und sein Markt angreifbar sei. Plattformen waren die Antwort. Sie sind in der Tat mit die größte Gefahr, die langfristig möglicherweise selbst Hersteller von Autos oder Energieversorger zu unbedeutenden Anhängseln völlig neuer Wertschöpfungsnetzwerke degradieren können.
Diesem Problemfeld sollten sich KMU jetzt stellen. Fantasie wird wichtiger als Wissen. Neue Ideen, um Probleme von Kunden UND deren Kunden zu lösen werden die neue Währung. Beispiel: Anstatt eine Waschmaschine zu verkaufen verspricht ein Unternehmen 12 Jahre sorgenfreies Waschen. Wissende Bauteile melden Verschleiß oder Defekt über das Web und aktiviert einen Servicemonteur. Welche Marke die Waschmaschine trägt? Völlig egal.
Dieses Thema würde Bände füllen, was aber letztlich zählt ist, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und: Ins Handeln kommen.

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