Mittelstand in Bayern
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Ausbildungsmarkt: Flexibilität ist gefragt

Der Start ins Ausbildungsjahr 2017 könnte bundesweit nicht unterschiedlicher verlaufen: Während in Bayern und Thüringen noch immer viele Lehrstellen unbesetzt sind, stehen die Bewerber in Berlin und Nordrhein-Westfalen Schlange. Auch fachlich gesehen offenbart sich ein starkes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.

Mehr Ausbildungsplätze für mehr Bewerber
Rein rechnerisch und für das gesamte Bundesgebiet betrachtet ist das Verhältnis zwischen Ausbildungsstellen und Bewerbern auch dieses Jahr nahezu ausgeglichen. Laut aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit standen zwischen Oktober 2016 und August 2017 bundesweit rund 527.800 freie Ausbildungsstellen insgesamt 532.200 Bewerbern gegenüber. Beide Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 bzw. 0,3 Prozent gestiegen. Den größten Stellenzuwachs verzeichnete Brandenburg mit einem Plus von 5 Prozent, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 3 Prozent. Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt hatten im Vergleich zum Vorjahr hingegen jeweils 5 Prozent weniger Ausbildungsplätze zu bieten. Mit Blick auf den leichten Anstieg der Bewerberzahl sind drei Aspekte hervorzuheben. So handelte es sich im August 2017 bei jedem dritten Bewerber um einen sogenannten „Altbewerber“, also jemanden, der bereits in früheren Jahren eine Ausbildung gesucht hat. Darüber hinaus ist im Vergleich zum Vormonat auch die Zahl der Studienabbrecher unter den Ausbildungsbewerbern um elf Prozent auf 25.800 gestiegen. Bemerkenswert ist nicht zuletzt die Zahl der Geflüchteten unter den Bewerbern: Im Vergleich zum Vorjahr stieg ihre Zahl um 169 Prozent auf 25.000.

Zu viele Bewerber in Berlin, zu wenige in Bayern
Das Gleichgewicht zwischen angebotenen Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerbern schwankt regional teils sehr stark. So können die Betriebe in Berlin, Bremen und dem bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen längst nicht allen Interessenten einen Ausbildungsplatz bieten. In Berlin etwa kommen auf 100 unbesetzte Stellen 136 unversorgte Bewerber, in Bremen 155 und in Nordrhein-Westfalen 102. Dagegen gibt es in Bayern, dem Saarland, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern deutlich mehr Ausbildungsstellen als gemeldete Bewerber. Im August 2017 kamen beispielsweise in Bayern auf 100 unbesetzte Stellen lediglich 38 Bewerber und in Thüringen nur 41 Bewerber. Betriebe, die bei der Besetzung von Lehrstellen Schwierigkeiten haben, sollten deshalb darüber nachdenken, auch in anderen Bundesländern für sich zu werben.
In Oberbayern stehen aktuell mehr als 10.000 freie Ausbildungsplätze rund 6.800 Bewerbern gegenüber. Nichtsdestotrotz zeigt sich Eberhard Sasse, der Präsident der IHK für München und Oberbayern, vorsichtig optimistisch. Er verweist auf den leichten Anstieg der Zahl der Ausbildungsverträge in der Region um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Den Bewerbermangel in Oberbayern führt Sasse insbesondere auf die stagnierende Zahl der Schulabgänger sowie den Trend zur Akademisierung zurück: Seit 2005 ist die Zahl der Absolventen an Mittelschulen um 28 Prozent gesunken, während die Zahl der Abiturienten um 57 Prozent gestiegen ist.

Ausbildung zum Tierpfleger heiß begehrt
Auch die Berufswünsche der Bewerber schaffen regional ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Seit Jahren sind Berufe wie Tierpfleger, Mediengestalter, Gestalter für visuelles Marketing oder Veranstaltungskaufmann/-frau allseits beliebt, sodass Ausbildungsplätze in diesen Bereichen rar sind. Dagegen fehlen Bewerber vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe, in Bau- und Handwerksberufen sowie als Berufskraftfahrer. Mit der finalen Ausbildungsbilanz 2017 der Bundesagentur für Arbeit ist am 30. September zu rechnen. Bis dahin finden erfahrungsgemäß noch viele Bewerber einen Ausbildungsplatz oder entscheiden sich für einen anderen Bildungsweg.

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